#1

Spanien ist ein Land der Jaeger

in
Tierschutz und Co 09.01.2012 15:42
von mspeet | 108 Beiträge | 108 Punkte

Spanien ist ein Land der Jaeger …. Jagen ist die geliebte Beschaeftigung einer Unzahl von Maennern, allueberall im Land rasen sie bei Beginn der Jagdsaison mit ihren Hunden los, um alles abzuknallen, was sich ihnen in den Weg stellt…dabei sind sie immer begleitet von einer Viezahl von Hunden. Im Sueden meist von Galgos, in Catalunya von Beaglemixen und Podencos, und im Norden von Settern. Und allueberall dazwischen sind noch die Pointer, Sabuesos, Bretonen, Bracken und einige innerspanische Jagdhundrassen vertreten.

Bei Beginn der Jagdsaison beginnt das Elend – ersteinmal wird aussortiert. Wer nicht gut jagt, den ereilt der Tod – durch Aussetzen, Erschiessen oder Abgabe zur Euthanasie in einer Perrera, einer Toetungsstation. Danach geht es weiter: viele Hunde gehen verloren, sind nicht gechipt, und finden so ihr Ende in einer der Toetungsstation, wo sie nach 10-20 Tagen Frist ermordet werden. Manchmal kommen Jaeger dorthin, holen sich Hunde die sie ausprobieren, behalten diese wenn sie gut jagen, und bringen sie zurueck oder setzen sie aus wenn sie schlechte Jaeger sind. Danach dann das Ende der Jagdsaison. Wer will schon fuer nun gute 9 Monate nutzlose Hunde durchfuettern?¿? Also, was nicht gut ist, alt wird, ein wenig hinkt oder irgendwie ueber ist, weg damit – ausgesetzt, in Brunnen geworfen, in Schaechte zum Verhungern gestossen, erhaengt wie im Falle tausender von Galgos, oder in einer Perrera zum Toeten abgegeben. Nun ist wieder Zeit bis zur naechsten Jagdsaison – Zeit sich mit Kumpels zu treffen und zu reden, die Qualitaeten der eigenen Hunde zu diskutieren und diese untereinander zum Zuechten auszutauschen. Mal gucken, ob was Interessantes bei rauskommt – wenn nicht, aussetzen oder in die Perrera bringen kann man es ja immernoch…..und so beginnt die neue Produktion, Hundewelpen muessen her damit man was zu tun und zu tauschen hat – und das Elend fuer die naechste Jagdsaison ist vorprogrammiert…..

Vielleicht mag Ihnen dieses Bild der spanischen Jaeger zu Boese vorkommen – wir haben auch andere gesehen, die ihre Hunde in Zwingern halten, aber sie taeglich versorgen, mit ihnen spazieren gehen und sogar alten Hunden noch ihr Gnadenbrot geben. Sehr viele koennen es aber nicht sein – denn die meisten Tierheime Spaniens sind uebervoll mit Jagdhunden. Mehr als 60% ihrer Hunde kommen aus der Jagd. “Was kann man tun?” fragen wir uns. Viel, aber dies ist leider Aufgabe der Aemter und Gesetzgeber, der Polizei und der Gerichte – durchsetzen, dass Hunde gechipt werden und somit die Besitzer identifizierbar sind, strikte Kontrollen der Zwinger und Gehege der Jaeger, strikte Gesetze, und Strafen, Strafen, Strafen, die nicht nur auf Papier stehen, sondern eben auch eingefordert werden muessen!! Manches hat sich in den letzten Jahren bewegt und verbessert – aber immernoch feiern wir hier im Tierschutz, dass nun endlich das allererste Mal eine Strafe verhangen wurde fuer das Verhungern lassen von Hunden in einem Brunnenschacht – sind wir wirklich schon weiter gekommen??? Solange sich in den Koepfen dieser Menschen nichts bewegt, solange sind alle Initiativen letztendlich machtlos. Und mit einem spanischen Koenig der eifriger Verfechter der Jagd ist und in Rumaenien stolz Baeren erlegt und der Stierkaempfe liebt wird der Weg in ein modernes Spanien noch lang und steinig sein…..

Einen Jagdhund adoptieren

Natuerlich denken die meisten Menschen zuerst: “Oh je, einen Jagdhund, den kann man ja nie von der Leine lassen” – und haben damit sicherlich zum Teil recht. Viele Jagdhunde brauchen mehr Auslauf als ein Pekinese zum Beispiel. Aber auch die allseitig so beliebten Golden Retriever sind Jagdhunde, und doch hindert dies nicht eine Vielzahl von Menschen in ihnen den geliebten Familienhund zu finden.

Was also sollten Sie bedenken wenn sie einem spanischen Jagdhund ein Zuhause schenken wollen:

Die “Vorteile”

Die meisten Jagdhunde – insbesondere Ätere!!! – sind unendlich weich und liebebeduerftig und dankbar fuer alles, was sie an Zuwendung und Fuersorge erfahren. Sie haben noch nie in ihrem Leben einen liebenden Menschen fuer sich gehabt, und sie wissen wahrhaftig alles zu wuerdigen – weiche Sofas, gutes Essen und eine liebende Hand. Welch Wohlbehagen, endlich nach Jahren in einem Zwinger - feucht, kalt, hart - die Knochen auf etwas Weichem ausstrecken zu duerfen, und es duftet nach leckrem Essen….so mancher Jagdhund hat sich als rechter Sofaheld entpuppt, und fand die Sache mit dem Jagen seitdem recht doof. Jagdhunde haben in der Regel ihr Leben in grossen Rudeln gelebt, und deshalb sind sie wunderbare Diplomaten im Umgang mit anderen Hunden – sie kennen alle Regeln der Kommuinikation, und die meisten Jagdhunde haben einen Mangel an Aggression, der sie nicht nur fuer andere Hunde, sondern auch fuer Ihre Familie zu einem wunderbaren Lebensgefaherten werden laesst.

Autofahren ist ihnen meist nicht fremd, war es doch der einzige Weg mal raus aus dem Zwinger in die bunte Welt zu kommen, wenn auch nur zur Jagdsaison.

Die “Nachteile”

Viele Jagdhunde haben noch nie in einem Haus gelebt, sondern haben ihr Leben im Zwinger verbracht – d.h., manches kann ihnen fremd sein oder Angst machen – Treppen zum Beispiel. Manche kommen bei mir an und werfen sich vor Schreck platt auf den Boden – denn der ist so glatt und gar nicht wie die Erde draussen – aber nun denn – irgendwann stehen auch sie auf und Schritt fuer Schritt machen sie sich mit den neuen Gegebenheiten vertraut. Und nicht alle sind schreckhaft – so wie es bei uns Menschen die wagemutigen und die feigen gibt, so auch bei den Hunden – so manch einer kam an und benahm sich, als haetter er schon immer in diesen vier Waenden gelebt. Entsprechend sollten sie sich aber darauf vorbereiten, dass Ihr neues Familienmitglied manches noch kennen lernen muss. Natuerlich versuchen wir, Ihnen so gut es geht eine Einschaetzung zu geben – aber vieles wissen wir natuerlich auch nicht vorher.

Deshalb sollten Sie – wie bei allen adoptierten Hunden!! – auch damit rechnen, dass die Sache mit der Stubenreinheit Uebung bedarf.

Der leidige Jagdtrieb – ueber den wisssen wir leider meist wenig, denn bei unseren Haltungsbedingungen, koennen wir das nicht austesten. Sie sollten damit rechnen, dass sie mit diesem Problem umgehen muessen und sich evtl. Rat bei der Erziehung holen muessen. Bei manchen Hunderassen – vor allem Galgos – wird davon ausgegangen, dass man sie nicht von der Leine lassen kann, ausser in eingezaeunten Gebieten. Trotzdem variiert der Jagdtrieb von Hund zu Hund, und manche sind einfach Versager und verpassen ihren Jagdeinsatz voellig.

Vor allem aber denken Sie daran: die meisten Jagdhunde passen sich wunderbar an ein Familienleben an – sie sind wegen ihrer weichen, liebevollen Art wundervolle Gefaehrten fuer Kinder und problemlose Mitbewohner.

nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 8 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 106 Themen und 110 Beiträge.

Heute waren 0 Mitglieder Online:



Xobor Forum Software von Xobor
Einfach ein eigenes Forum erstellen