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Warum Tierschutz - Bedeutung und Hintergründe

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Tierschutz und Co 26.08.2011 09:37
von mspeet | 108 Beiträge | 108 Punkte

Warum Tierschutz - Bedeutung und Hintergründe

Das Thema "Ökologische Tierhaltung" beschäftigt mich ja nun schon etwas länger, was sich hier zwar erst in zwei Artikeln niedergeschlagen hat, allerdings werden da noch einige folgen. So stoße ich auf meinen täglichen Streifzügen durch die Weiten des Internets immer wieder auf interessante Artikel, neue Erkenntnisse und Videos. Da ich mir natürlich nicht alles merken kann, habe ich mir für dieses Problem ein neues Blog eingerichtet, wo ich meine Ausbeute einfach lagern und meinen Lesern - zumindest über Twitter - sofort zugänglich machen kann. Hier werde ich dann - wenn nötig - einfach auf diese Fundstücke verweisen. So, jetzt aber genug der selbst-darstellenden Einleitung...In diesem Beitrag möchte ich mich mit einem ethischen Thema beschäftigen, welches auch eine - durchaus wichtige - Rolle in der ökologischen Tierhaltung spielt - dem Tierschutz. Oder anders formuliert: Warum sollten wir uns eigentlich um Tierschutz bemühen oder eine grundsätzliche Ethik-Debatte zu verschiedenen Themen führen? Dazu mache ich mir persönlich zwar auch hin und wieder meine Gedanken, allerdings habe ich mir für diesen Artikel ein wenig Hilfe geholt von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Genauer gesagt war Dr. Uta Eser so freundlich, mir ihren Vortrag zu dem Thema Tierschutz und Ethik zuzusenden, den sie auf der 15. Internationalen Fachtagung zum Thema Naturschutz am 25. Februar gehalten hat und auf den hier ich auszugsweise näher eingehe.

Drei Gründe, warum wir uns um Tierschutz bemühen sollten

Zum einen wäre da die Klugheit. Schließlich brächten Tiere in artgerechter Haltung bessere Leistungen, lebten länger und wären seltener krank. Das bezieht sich wohl auf Nutztiere, allerdings kann man dieses Argument auch auf Tiere im Zoo übertragen, wo sich die Zufriedenheit der Tiere sehr oft in der Anzahl der Geburten und dem Verhalten der Tiere äußert. So profitiert der Mensch von dieser Klugheit einerseits durch bessere Leistungen im Nutztierbereich und kann andererseits durch Attraktionen in Tierparks, die ihrerseits wieder Geld für weitere interessante Projekte im Natur- und Tierschutz einspielen, der Natur wieder auf die Sprünge helfen, wo sie unter dem Menschen zu sehr gelitten hat.

Sehr interessant finde ich den zweiten Punkt: Tugend, die - nach Dr. Eser - den Eigennutz für den Menschen in den Hintergrund stellt. Stattdessen kommt hier die Empathie einiger Menschen zum Tragen. So essen zum Beispiel manche Menschen kein Fleisch, weil ihnen der Gedanke an das Töten der Tiere und das womöglich vorhergehende Leid den Appetit verdirbt. Sehr interessant finde ich dabei den Zusatz des Vortrages, dass dieser Verzicht auf Fleisch eine individuelle Entscheidung sei, die aber keine Verpflichtungen derjenigen nach sich ziehe, die die Entscheidung nicht teilen. Interessant deshalb, weil ich in den letzten Tagen auf dieses Video hingewiesen wurde, in dem die durchaus - auf den ersten Blick - beeindruckenden Effekte dargestellt wurden, die eine vegane Ernährung der Menschheit auf den Planeten hätte. Aber ist das realistisch? Natürlich nicht. Schließlich kann man nicht eine ganze Weltbevölkerung zu einer bestimmten Lebensweise zwingen - nicht mal überreden - das ist komplett utopisch. Ob ich mich nun vegetarisch, vegan oder eben von all dem ernähre, was der Supermarkt so hergibt, bleibt letztlich eine individuelle Entscheidung.

Der dritte und letzte Punkt zu der Frage nach dem Warum ist mit Pflicht überschrieben und damit kommen wir dann auch in den ethischen Bereich. Genauer gesagt geht es dabei um die normative Ethik, deren Ziel es ist - unabhängig von individuellen Haltungen - Rechte und Pflichten zu formulieren. Und das ist gar nicht so einfach, da Menschen miteinander anders umgehen als mit Tieren. Beispiele aus dem Vortrag sind zum Beispiel der Handel mit Tieren, während Menschenhandel verboten ist. Außerdem optimieren wir Tiere durch Züchtung oder Gentechnik. Auch Sterbehilfe - bei uns Menschen sehr strittig - ist bei Tieren normal, wenn es keine Aussicht auf Besserung des Gesundheitszustandes gibt.



Definition des Tierschutzes

Um nochmal zu erwähnen, wie schwierig es momentan ist, wissenschaftliche Definitionen zum Tierschutz aufzustellen, zitiere ich aus einem Artikel von Reinhard Breuer zu diesem Thema:

Es geht also um Leiden und Schmerz. Und das Tierwohl wird oft gesehen als Abwesenheit von Stress und Schmerz. Das klingt plausibel und wirft doch sogleich Probleme auf. Wie stellt man das fest? Wie misst man das Leiden von Tieren oder reicht einfach der äußere Eindruck? Und: Schützt man eher die subjektiven Gefühle, die Bedürfnisse oder die Integrität eines Tieres? Die Forscher sind sich darüber uneins.

Hier einige Definitionen: Der Brite Donald Broome von der Cambridge University, auch einer der Tagungsredner, dekretierte 1986: Das Wohlbefinden eine Individuums hänge davon ab, inwieweit es mit seiner Umwelt zurechtkomme. Ian Duncan sagte 1993: Es gehe nicht um Gesundheit oder Mangel an Stress, sondern das Tierwohl hänge davon ab, was Tiere fühlen. Und die Verhaltensforscherin Marian Dawkins von der Oxford University meinte 2005: Das Tierwohl hänge von seiner Gesundheit ab und davon, ob es bekomme, was es möchte.

Jeder dieser Begriffe ist in der Szene umstritten, denn subjektive Gefühle sind notorisch schwer objektiv zu messen.

Nach dem Warum widmet sich Dr. Eser in ihrem Vortrag der Frage, um wen bzw. was es eigentlich geht, wenn wir über Tierschutz reden.

Zum einen wäre da der Tauschwert als ökonomische Größe, also der Wert, den wir für ein Tier verlangen bzw. bekommen, wenn wir es verkaufen. Als nächstes folgt der Nutzwert. Der kann zwar durchaus ökonomisch betrachtert werden - und wird es auch - geht aber durchaus auch darüber hinaus, da ein Nutzwert auch darin liegen kann, dass das Tier einem Menschen Gesellschaft leistet und damit zwar keinen finanziellen Nutzen, aber einen seelischen Nutzen hat. Persönlich möchte ich dabei noch solche Tiere erwähnen, die Menschen helfen, ihren Alltag zu bewältigen, wie zum Beispiel Blindenhunde.

Als letztes möchte ich noch auf den Punkt des Eigenwertes eingehen, weil dieser mir persönlich auch sehr am Herzen liegt. Nach Dr. Eser besteht der Eigenwert eines Tieres darin, dass ich es um seiner selbst willen schätze. Im Mittelpunkt dieser Wertschätzung stehe ihrer Meinung nach die Beziehung zu einem Tier. Sie schreibt, wer ihr nach dem Tode ihres Hundes vorschlage, sie solle sich doch einen neuen zulegen, der habe das nicht verstanden. Dem kann ich auch eigener Erfahrung nur bedingt zustimmen. Natürlich wirkt das extrem hart, wenn man so etwas direkt ein paar Tage nach dem Tode des geliebten Gefährten zu hören bekommt. Dennoch sollte die Trauer nicht allzu lange dauern. Als vor mittlerweile drei Jahren unser Schäferhund starb, war ich erstmal ziemlich niedergeschlagen, schließlich hatte ich zu dem Zeitpunkt einen Großteil meines Lebens mit diesen Tier verbracht und plötzlich fehlte da etwas. Nun ist es so, dass ich aus Studiengründen nicht mehr zu Hause lebe. Gut zwei Monate nach dem Tod unseres Hundes besuchten meine Eltern ein Tierheim und holten wieder einen Hund - womit ich erstmal gar nicht einverstanden war. Irgendwie war doch noch sehr viel Trauer in mir. Doch als ich diesen "neuen" Hund kennenlernte und erfuhr, welch schlimmes Leben er bisher kennengelernt hatte, wurde mir plötzlich eines klar: dieser Hund brauchte uns bzw. meine Eltern - eine verständnisvolle Familie, die ihn auf seinen ersten Schritten in ein neues Leben begleitet. Hätten meine Eltern - so wie ich - noch länger getrauert, hätte dieser Hund nur länger Tierheim verbracht. Unsere Schäferhündin, die uns fast 13 Jahre begleitet hat, war tot. Wir konnten nichts mehr für sie tun.

Aber dieser Hund lebte.


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