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Herrenlos und ohne Rechte!Wir fordern den Schutz der Straßentiere in der EU!

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Tierschutz und Co 28.07.2011 14:09
von mspeet | 108 Beiträge | 108 Punkte

Herrenlos und ohne Rechte!
Wir fordern den Schutz der Straßentiere in der EU!

Man trifft sie besonders häufig auf den Straßen Süd- und Osteuropas: Streuner, herrenlose Hunde und Katzen, die einfach ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen wurden. Auf sich alleingestellt, suchen sie verzweifelt nach Essensresten oder Anschluss. In den meisten EU-Ländern kennen die Behörden kein Erbarmen mit Streunern. Ihre Antwort lautet: einfangen und töten! Mancherorts werden die Hunde und Katzen auf grausamste Weise vergiftet, erschlagen oder direkt auf Müllhalden lebendig begraben; so geschehen z.B. in der Türkei und in Rumänien. Tiere, die nicht den Vergiftungsaktionen auf den Straßen zum Opfer fallen, landen oft in städtischen „Tötungsstationen“. Wer von hier nicht vermittelt oder von Tierschützern gerettet werden kann, stirbt.

Was kaum jemand ahnt: Mit dem Elend wird mancherorts gutes Geld verdient. Denn viele Gemeinden geben ihre Verantwortung für die Streunertiere an private Firmen ab. Diese „Tierheimbetreiber“ wiederum beschäftigen Tierfänger, die nach „Stückzahlen“ entlohnt werden. Kein Wunder also, dass die Auffanglager gut gefüllt sind. In Italien, wo das Töten der Tiere verboten ist, erhalten private Betreiber solcher Stationen die stattliche Unterstützung von 3 bis 5 Euro pro Hund und Tag. Kein geringes Einkommen, wenn man bedenkt, dass in den Lagern häufig bis zu TAUSEND Hunde eingepfercht sind. Diese Finanzmittel – eigentlich zur „Versorgung“ der Tiere und zur Unterhaltung der Einrichtung gedacht – fließen meist in die privaten Taschen der Betreiber. Die Tiere dagegen leben unter katastrophalen Bedingungen, an Futter und Wasser wird bei den Todeskandidaten gespart und einen Tierarzt sehen kranke Tiere nie! Kontrollen seitens der Behörden gibt es nicht. Dieses Beispiel zeigt, dass ein TÖTUNGSVERBOT alleine noch lange kein tiergerechtes Leben bedeutet; eher ein STERBEN AUF RATEN.

Neue Chancen für Straßentiere

Innerhalb der EU stößt das Thema Tierschutz und speziell das Schicksal der Straßentiere auf wenig Interesse. Der Tierschutz obliegt den einzelnen Mitgliedsstaaten und entsprechende Paragrafen regeln meist nur den Warenverkehr und Gesundheitsfragen. Und dies nicht etwa zum Schutz der Tiere, sondern in erster Linie zum Schutz der Menschen. Beispiel Tollwutimpfung: Sie soll vor Ansteckung des Menschen bewahren.

Die 2007 vorgestellte „EU-Tiergesundheitsstrategie – Vorbeugen ist besser als Heilen“ stimmt vorsichtig optimistisch. Ziel ist es demnach, die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Tiere zu verbessern: explizit auch der Heim- und Wildtiere. Folglich müssen auch Straßentiere vor Ort behandelt, gekennzeichnet, geimpft, registriert, entwurmt und kastriert werden. Dieses Strategiepapier bietet seitens des Tierschutzes einen neuen Handlungsansatz auf EU-Ebene!

Machen Sie mit!

Als Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. werden wir diese neue Chance nutzen und mit Ihrer Hilfe den politischen Druck auf die EU erhöhen! Gemeinsam mit der Tierschutzbeauftragten des Landes Hessen, Dr. Madeleine Martin, und dem Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. werden wir eine Kampagne zum Schutz der Straßentiere in der EU durchführen. Kernstück der Kampagne ist eine Resolution* an die EU-Kommission und das EU-Parlament, ihrer Verantwortung den Straßentieren gegenüber endlich nachzukommen. Europa darf den Tierschutzgedanken nicht länger ignorieren!. Wir fordern einen ethisch vertretbaren und gewaltfreien Umgang mit Tieren. Doch nur durch einen Schulterschluss mit anderen Organisationen ist das Ziel – den tierschutzgerechten Umgang mit Straßentieren – langfristig zu erreichen. Wie das funktionieren kann, lässt sich exemplarisch am Fall Mallorca verdeutlichen.

Beispiel Mallorca

Auf der spanischen Ferieninsel führen Straßenhunde noch immer ein trauriges Schattendasein – trotz Abertausender internationaler Gäste. Das „Tierheim“ Son Reus in Palma ist eines von insgesamt drei Einrichtungen auf der Insel, die Fund- und Abgabetiere aufnehmen. Wie alle Tötungsstationen, liegt es außerhalb der Stadt, neben einer Müllanlage. Auf den ersten Blick macht Son Reus den Eindruck eines recht gut geführten Tierheims. Auf den zweiten Blick tun sich Abgründe auf! Kranke Tiere bleiben unversorgt, nach Ablauf bürokratisch festgelegter Fristen werden Hunde gnadenlos getötet. Zwischen 16 und 21 Tagen beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Hundes in Son Reus, Ausnahme sind die gechippten Fundhunde, deren Halter zunächst ermittelt werden müssen. Wer in dieser Zeit nicht vermittelt oder von Tierschützern gegen eine Gebühr von rund 34,- Euro gerettet wird, der stirbt. Erbarmen kennt man in Son Reus nicht.

Selbst dann nicht, wenn in den Zwingern noch Platz zum Verbleib wäre. Die Katzen haben noch schlechtere Karten. Sie werden einfach sich selbst überlassen. Man wartet ab, bis Seuchen und Krankheiten ihr junges Leben beenden …

Lösung der Misere in Sicht?

In Son Reus werden im Jahr durchschnittlich rund 5.000 Hunden getötet. Ob klein, groß, jung, alt, ob Rassehunde oder Mischlinge – hier zählt einzig das Ablaufdatum, die Frist. Dies hat Son Reus ebenfalls den Ruf einer Tötungsstation eingebracht. Gern hört das der Leiter, ein beamteter Veterinär der Stadt Palma, nicht.

Doch was sind die Gründe für die anhaltende Misere auf Mallorca? Dazu Dieter Ernst: „Nach wie vor schaffen sich Privatleute gedankenlos Tiere wie Waren an. Besonders beliebt sind z.B. kleine Welpen als „nettes“ Geschenk für die Kinder. Aber ebenso gedankenlos entledigt man sich der Vierbeiner nach einiger Zeit wieder. Andere lassen ihre Tiere frei laufen, investieren kein Geld in die Kastration und schauen gleichgültig zu, wie sich die Tiere ungehemmt vermehren. Den Markt bedienen skrupellose Züchter, die Welpen wie Wegwerfware produzieren. Dann wären da natürlich noch die politisch Verantwortlichen. Sie greifen nicht mit den gesetzlichen Möglichkeiten ein, um Abhilfe zu schaffen.“

Für Tierschützer bedeutet das, eine Doppelstrategie fahren: Es gilt sowohl Veränderungen von innen heraus zu bewirken, mithilfe spanischer Tierschützer, als auch mittels der gesetzlichen Bestimmungen im Rahmen der EU. Beide Wege werden beschritten …

BALDEA – eine starke Förderation

Und so entstand bereits am 15. März 2005 der Dachverband BALDEA, ein Zusammenschluss von elf Tierschutzvereinen und Organisationen auf Mallorca. BALDEA, den unser Partner „S.O.S. Animal“ mitgegründet hat, fungiert als einheimischer Tierschutz-Dachverband mit dem Ziel sich für die Rechte der Tiere auf Mallorca einzusetzen und dafür zu sorgen, dass diese mit Respekt und Würde behandelt werden. Als wir vom ETN Mallorca im Mai 2008 besuchten, trafen wir auf eine in sich geschlossene und entschlossene Förderation. Vor Ort erörterten wir die gemeinsamen Ziele: die Tötungen von Hunden und Katzen einzustellen, eine Infrastruktur für Tierheime aufzubauen, politische Verhandlungen und juristische Prozesse gegen Tierquäler anzustoßen.

Seit längerer Zeit sind die Vertreter von BALDEA und die einzelnen Tierschutzorganisationen unermüdlich in Gesprächen mit Politik und Verwaltung, haben Konzepte für Schulen erarbeitet und betreiben Aufklärungsarbeit.

Einzelne Gemeinden haben Verträge mit unseren Partnern geschlossen, um Tiere nicht nach Son Reus abzugeben oder gar selbst zu töten. So übernimmt der ETN-Partner „S.O.S. Animal“ alle Fund- und Abgabetiere der Gemeinde Calvia und dazu noch Notfälle aus Son Reus. Und der Verein Ajucan, ebenfalls ETN-Partner, hat die gleichen Vereinbarungen im Sinne der Tiere mit zwei anderen Gemeinden auf Mallorca getroffen. Neben dieser aufopferungsvollen Arbeit werden gemeinsam mit uns, dem ETN, immer wieder Kastrationskampagnen frei lebender Katzen auf der Insel durchgeführt. Maßnahmen im karitativen Tierschutz, ohne die auf Mallorca sicherlich Jahr für Jahr weitere Tausende Tiere sterben müssten.

ETN an der Seite von BALDEA

Derzeit verhandelt man mit den verschiedenen zuständigen Regierungen der Insel und hat erreicht, dass sich die oberste Instanz, der Inselrat, den Belangen und Problemen der Hunde und Katzen annehmen will. Eine Studie wurde finanziert, die als Grundlage zum Aufbau einer Infrastruktur für Tierheime dienen wird und gleichzeitig ein Tötungsverbot bewirken soll. Man verhandelt darüber hinaus über Gesetzesänderungen, die zu einer Kastrationspflicht führen sollen und vieles mehr.

Mallorca könnte mit diesem Ansatz ein beispielhaftes Konzept zum tierschutzgerechten Umgang mit Hunden und Katzen verwirklichen und zum Vorreiter für die Balearen, Spanien und irgendwann für die ganze EU werden. Neben der regelmäßigen Unterstützung unserer Partner auf Mallorca und der Durchführung der verschiedenen Kastrationskampagnen auf der Insel, wird der ETN auch BALDEA bei der Durchsetzung ihrer Belange unterstützen, damit für die Tiere auf Mallorca ein würdiges Leben gewährleistet ist. Tierschutz ist für uns eine Verpflichtung!

Auch in Brüssel gab es im Juni gemeinsam mit dem ETN, BALDEA und der Tierschutzbeauftragten Dr. Madeleine Martin ein Gespräch auf höchster Ebene. Unser Ziel ist es, die EU-Behörden zur finanziellen Unterstützung einer Tierheim-Infrastruktur und einer entsprechenden politischen Einflussnahme im Sinne der Tiere zu bewegen.


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